Nissedør: Kleine Wichtel in der Weihnachtszeit

Da hat er sich doch klammheimlich und über Nacht in meine Wohnung geschlichen. Ein kleiner Nisse hat sich im Eingangsbereich, direkt neben der kleinen Kommode eingerichtet. Sogar ein kleiner Weihnachtskranz ziert die Holztür, hinter der bis zum Heiligen Abend allerhand Heimliches vor sich geht. Doch was ist das eigentlich für ein kleiner Mann, der es sich bei mir gemütlich gemacht hat? Schließlich habe ich gar kein Zimmer angeboten.

Erst einmal muss ich sagen, dass das hier kein Einzelfall ist. In diesen Tagen halten viele Julenisser Ausschau nach einer Unterkunft. In vielen dänischen (und inzwischen auch deutschen) Wohnungen und Häusern tauchen jetzt über der Bodenleiste kleine Türen auf. Dahinter wohnen die kleinen Fabelwesen – Kobolde, die in der nordischen Kultur weit verbreitet sind. Um die Türen herum gibt es oft noch allerhand Inventar. Kleine Weihnachtsbäume, eine Wäscheleine oder kleine Schlappen. Ganz wichtig ist aber die Schale mit Rissengrød, denn der Nisse möchte gut versorgt sein. Doch dazu später mehr.

Beschützer von Haus und Hof

Die Nisse sind mythologische Gestalten: Kobolde mit einem langen weißen Bart und roter Mütze. Meist sind sie kugelrund. Obwohl so eine Nisse locker ein paar hundert Jahre alt werden kann, wird er nicht größer als 1,30 Meter. Früher suchten die Kobolde nicht nur in der Weihnachtszeit die Nähe zum Menschen. Sie zogen auf Höfen und in Häuser ein und galten als Beschützer von Haus und Hof. Ihr Interesse galt in erster Linie den Haustieren.

Den traditionellen Weihnachtsnisse gibt es hingegen erst seit 1836. Der dänische Maler Constantin Hansen war über das Weihnachtsfest in Rom und malte dort erstmals ein paar Julenisse. Die Idee der kleinen Wichtel schlug im dänischen Bürgertum ein und verbreitete sich rasend schnell. Seitdem gehören die Julenisse zur dänischen Weihnacht dazu und übernahmen in diesem Zusammenhang bald auch wichtige Aufgaben.

Ein Außenposten des Weihnachtsmannes

Julenisse stehen nämlich in Verbindung mit dem Weihnachtsmann. Sie helfen ihm nicht nur die Geschenke zu verpacken und den Schlitten zu beladen, sondern sind in den Wohnungen der dänischen Familien sozusagen auch auf Außenposten. Dort können sie sehen, welche Kinder artig sind und wo es Probleme gibt. Gibt es Ärger, dann spielen die Nisse erst einmal Streiche. Im schlimmsten Fall packen sie ihre Koffer und verlassen eine Familie. Das wird man am Nordpol jedoch nicht gern hören.

Es ist also kein Wunder, dass sich vor allem die Kleinen mit dem Kobold gut stellen wollen und so im Dezember besonders lieb sind. Die Julenisser sind aber nicht nur ein Mittel zum Zweck, sondern mit ihnen zieht heutzutage auch ein Untermieter ein, der für eine phantasievolle und geheimnisvolle Weihnachtszeit sorgt. Standen denn die Holzschlappen gestern Abend auch schon auf der kleinen Fußmatte? Und tatsächlich: der Nisse hat das Weihnachtsplätzchen über Nacht aufgegessen. Gerade Kinder erleben mit einem Nisse eine zauberhafte Zeit – wenn man sie lässt.

Kekse und Milchreis für den Nisse

Die Dänen versuchen sich also in jedem Fall gut mit ihrem Nisse zu stellen. Dazu gehört eben auch die Versorgung des kleinen Kobolds. Nüsse und Plätzchen sollten regelmäßig vor die kleine Tür gelegt werden. In der Nacht vor Weihnachten, am lille juleaften, sollte dem Nisse etwas vom traditionellen Milchreis – dem Rissengrød – abgegeben werden. Keinesfalls sollte man versuchen die Tür selbst zu öffnen. Das kann und darf nur der Julenisse selbst.

Ihren Namen haben die Kobolde übrigens vom Namen Niels, der dänischen Form von Nikolaus. Der kommt uns ja auch in Deutschland in Verbindung mit Weihnachten bekannt vor. Einen letzten schönen Fakt habe ich auch noch über die Julenisse gefunden. Es sind die einzigen Nisse, die eine Familie haben. Hinter den kleinen Türen über der Sockelleiste wohnt der kleine Kobold also nicht allein, sondern mitsamt seiner Frau und seinen Kindern. Wenn man ganz leise ist, kann man sie manchmal sogar hören.

In diesem Sinne: God juletid. 🙂

Nissedører gibt es das ganze Jahr über in vielen Dekorationsläden in Dänemark oder auch über das Internet zu kaufen. Hast du eine Nissedør in deiner Wohnung und welche schönen „Begebenheiten“ habt ihr mit den Kobolden erlebt? Schreib es in die Kommentare.

Chris

Wind in den Haaren, ein Softice in der Hand und die Gischt im Gesicht, glücklicher kann ich kaum sein. Deshalb blogge ich hier auch über meine Leidenschaft - über Dänemark. Kultur, dänische Gerichte, Urlaubstipps und viel mehr findest du auf diesem kleinen Stück Dänemark im Internet. Außerdem begrüße ich in meinen Podcasts regelmäßig Menschen und schnacke mit ihnen über das Königreich. Ich hoffe, dass dich klitly genauso glücklich macht, wie mich.

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Ein Gedanke zu “Nissedør: Kleine Wichtel in der Weihnachtszeit

  1. Dieses Jahr ist das erste Mal ein Nisse bei uns eingezogen. Wir sind über den dritten Advent weggefahren. Scheinbar hat ihm das gar nicht gefallen. Mit seinem neuen Schlitten hat er sich auf den Weg gemacht und eine unserer Kerzen vom Adventskranz versteckt und durch eine Karotte ersetzt. Außerdem hat er noch die Karten vom Bilder Adventskalender durcheinander gebracht. Er hat uns aber auch einen Brief hinterlassen in dem er uns geschrieben hat, das er sich freut das wir wieder zu Hause sind. Es könnte auch meine Schwester gewesen sein die in unserer Abwesenheit nach dem Rechten gesehen hat. Aber sicher kann man sich da ja nie sein…

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