Wer mit dem E-Auto nach Dänemark fährt, darf sich freuen: Das Land ist für Elektromobilität bestens gerüstet. Entlang der Autobahnen, an Supermärkten und selbst in kleinen Küstenorten findet man Lademöglichkeiten – und das oft einfacher, als viele vor der Reise vielleicht denken.
Damit der Urlaub ohne Ladefrust verläuft, findest du hier die wichtigsten Infos zu Ladeinfrastruktur, Bezahlung, Anbietern und dem Laden am Ferienhaus. Und da ich selbst kein E-Auto besitze, habe ich mir aber die Expertise einer frühen E-Auto-Besitzerin geholt, die inzwischen in Dänemark lebt.
Dänemark ist ein Ladeparadies

Dänemark kann man ohne Übertreibung als Ladeparadies bezeichnen. Entlang der Autobahnen stehen Schnellladeparks meist im Abstand von rund 100 bis 150 Kilometern – viele davon mit dutzenden Ladepunkten. „Es gibt viele Standorte und die Ladeparks sind größer dimensioniert als beispielsweise in Deutschland“, sagt E-Auto-Expertin Lisa Bohm, auch unter ihrem Alias eLisa bekannt. „In einem dänischen Ladepark sind durchaus über 80 Ladepunkte verschiedener Anbieter an einem Ort .“ Ein Beispiel dafür befindet sich in Kliplev, nur wenige Kilometer hinter der deutschen Grenze. Hier gibt es Ladesäulen von Tesla, Norlys und E.ON an einer Stelle.
Auch abseits der Hauptstrecken ist die Versorgung sehr gut: In Städten und Orten, an Supermärkten und in beliebten Ferienregionen findet man fast immer mindestens eine Ladesäule. Laut dem Branchenportal GoingElectric gibt es landesweit knapp 10.000 Ladepunkte an 2.000 Standorten – Tendenz steigend.
Mit dem Tool A Better Routeplanner kannst du schnell Ladepunkte in der Nähe finden, aber deine Reise nach Dänemark auch clever planen lassen. Du hinterlegst einfach dein Fahrzeug und gibst deinen Zielort an. Der Planer zeigt dir nicht nur die Route, sondern berechnet dir auch die idealen Ladepausen und führt dich direkt zur Ladesäule.
Was kostet das Laden in Dänemark?

Eine pauschale Preisübersicht lohnt sich kaum – denn die Strompreise sind in Dänemark dynamisch. Viele Anbieter richten ihre Tarife an der Strombörse aus, was bedeutet, dass sich der Preis im Tagesverlauf ändern kann. Das hat auch Vorteile: Wer flexibel ist, kann zu günstigeren Zeiten laden – etwa in den späten Abendstunden oder Nachts.
Aktuell (Stand Oktober 2025) liegt der Preis an den meisten öffentlichen Säulen zwischen 3 und 5 DKK pro Kilowattstunde – also etwa 0,40 bis 0,67 Euro. „Das hängt natürlich davon ab, ob man an einer normalen AC-Säule, einer Schnellladesäule oder an einem Tesla-Supercharger lädt“, sagt Lisa. „Auch regional gibt es Unterschiede: In Esbjerg etwa kann der Strom günstiger sein als direkt hinter der Grenze in Kliplev.“
Einige Anbieter zeigen den aktuellen Preis sogar auf der Anzeigetafel an der Tankstelle – ähnlich wie bei Benzin und Diesel.
Wichtig für deine Planung:
- Preisschwankungen im Tagesverlauf sind normal. Tagsüber, wenn der Strombedarf höher ist, sind die Preise meist etwas teurer.
- Blockiergebühren können teuer werden: Sobald der Akku voll ist, kommuniziert das Auto mit der Ladesäule, und der Ladevorgang endet automatisch. Wer den Wagen dann weiter stehen lässt, zahlt oft Strafgebühren – bei Schnellladern schon ab der ersten Minute, bei AC-Säulen meist nach etwa vier Stunden Ladezeit.
- Nicht immer vollladen lohnt sich: Zwischen 0 und 20 % sowie zwischen 80 und 100 % lädt der Akku deutlich langsamer, um die Batterie zu schonen. Effizient ist also ein Ladefenster zwischen 20 und 80 %.
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Dänemark macht das Laden unkompliziert. Es gibt mehrere Wege, den Ladevorgang zu starten – ganz ohne dänische Sprachkenntnisse oder komplizierte Registrierung.
- 📱 Mit einer deutschen Lade-App
Viele dänische Anbieter sind im sogenannten Roaming enthalten. Wer also bereits eine App wie EnBW, Maingau oder E.ON nutzt, kann diese oft auch im Ausland verwenden. Spirii Go stammt ursprünglich aus Dänemark, wird aber inzwischen europaweit genutzt – ein Vorteil: In der App lassen sich Ladepunkte vieler verschiedener Betreiber inklusive Preisangaben anzeigen. Damit ist sie eine der übersichtlichsten Optionen für den Urlaub, aber etwas teurer. - 🤳🏼 Per QR-Code direkt an der Säule
Einfach den QR-Code scannen, Zahlungsdaten eingeben und laden – das funktioniert an vielen öffentlichen Stationen. Wichtig ist, kurz den Code zu prüfen: Gelegentlich werden gefälschte Aufkleber über die Originalcodes geklebt, um Zahlungsdaten abzugreifen. Im Zweifel hilft ein Blick auf den Betreiber-Namen auf dem Display oder auf die Webadresse, die meist direkt an der Säule steht. - 💳 Mit Kreditkarte
Immer mehr Ladesäulen ermöglichen das direkte Bezahlen mit Kreditkarte – ganz ohne App oder Vertrag. Das ist besonders praktisch für Reisende, die nur kurz im Land sind oder keine weiteren Accounts anlegen möchten. - 🇩🇰 Über dänische Anbieter-Apps
Wer etwas länger bleibt oder besonders günstig laden will, kann sich vor der Reise eine App eines lokalen Anbieters installieren – zum Beispiel von OK, Clever oder Norlys. Ein Abo ist dafür nicht nötig: Nach der Registrierung und Hinterlegung einer Zahlungsmethode kann man sofort loslegen.
Die Preise können je nach Anbieter, Tageszeit und Zahlungsart variieren. Wer seine Route und Ladezeiten ein bisschen plant, spart schnell ein paar Kronen – und vermeidet Wartezeiten an stark frequentierten Stationen. Übrigens: Mittlerweile können alle Elektroautos auch an den Tesla-Superchargern laden. Dafür braucht man lediglich die Tesla-App.
Ladearten und Systeme in Dänemark

In Dänemark gibt es – wie in Deutschland – unterschiedliche Ladearten, die sich vor allem in der Geschwindigkeit unterscheiden:
- AC-Laden (Wechselstrom): 1–22 kW, ideal für längere Aufenthalte, z. B. beim Einkaufen oder Strandspaziergang.
- DC-Laden (Schnellladen): ab 22 kW, typischerweise an Rastplätzen oder größeren Orten.
- HPC-Laden (High Power Charging): ab 250 kW, meist an Autobahnen – hier sind in wenigen Minuten große Reichweiten nachgeladen.
E-Auto am Ferienhaus laden

Viele Ferienhäuser sind mittlerweile mit einer eigenen Wallbox ausgestattet. Sie bieten in der Regel bis zu 11 kW Ladeleistung – genug, um das Auto über Nacht vollständig aufzuladen. Bei der Buchung lohnt es sich, gezielt nach „Lademöglichkeit für Elektroauto“ zu filtern. Die Option ist oft schon in den Hausbeschreibungen vermerkt. Du zahlst dann natürlich den regulären Strompreis deines Ferienhauses.
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„Was man nicht tun sollte: Das Auto mit einem Adapter an eine normale Haushaltssteckdose anschließen“, sagt die E-Lade-Expertin Lisa. „Solche Steckdosen sind nicht für stundenlange Dauerlast ausgelegt und können überhitzen oder sogar Schaden nehmen.“ Wenn keine Wallbox vorhanden ist, empfiehlt es sich, eine nahegelegene öffentliche Ladesäule zu nutzen – häufig gibt es sie auf den Parkplätzen von Supermärkten oder Ortszentren.
Praktische Tipps für unterwegs

Auch unterwegs ist das Laden in Dänemark meist unkompliziert – ein paar Dinge sollte man aber wissen:
- Auch auf den Inseln gut versorgt: Selbst auf kleineren Inseln wie Fanø, Langeland oder Ærø gibt es inzwischen öffentliche Ladesäulen. Trotzdem lohnt es sich, vor der Anreise kurz zu prüfen, wo genau sie stehen.
- Parkticket trotz Ladevorgang: Auf manchen Parkplätzen muss man ein Parkticket lösen, auch wenn man dort gerade lädt. Achte auf die Beschilderung.
- Zeitbegrenzungen beachten: Wenn auf einem Parkplatz „2 timer“ oder „3 timer“ (2 oder 3 Stunden) steht, bedeutet das eine zeitliche Parkbegrenzung – auch während des Ladevorgangs. Wer die Parkscheibe vergisst oder zu lange stehen bleibt, riskiert ein Knöllchen.
- Kostenfreies Parken: In vielen Städten dürfen Elektroautos auf gebührenpflichtigen Parkplätzen kostenlos stehen. Meist ist das an einem Zusatzschild (z.B. „Elbil – Gratis parkering“) erkennbar.
- Planung unterwegs: Für längere Strecken lohnt sich die App A Better Routeplanner (ABRP). Sie berechnet Ladezeiten realistisch, zeigt verfügbare Stationen entlang der Route und passt die Planung automatisch an das eigene Fahrzeug an – ideal für den ersten Dänemark-Trip mit dem E-Auto.
Dänemark zeigt, wie Elektromobilität im Alltag funktionieren kann. Wer mit dem E-Auto anreist, muss sich weder um Reichweite noch um komplizierte Bezahlung sorgen. Mit etwas Vorbereitung – einer passenden App, der richtigen Lademöglichkeit am Ferienhaus und ein bisschen Ortskenntnis – wird das Laden im Urlaub zur Nebensache.
Und das Beste: Wer das Auto an der Wallbox stehen lässt, hat mehr Zeit, das Land wirklich zu erleben – vielleicht mit dem Fahrrad durch die Dünen oder bei einem Spaziergang entlang der Nordseeküste.
