Frisch, lecker und regional – die Verkaufsbuden an dänischen Straßen

Ein schon etwas ausgeblichener Dannebrog flattert im Wind um Käufern den Weg zum selbstgeimkerten Honig zu weisen. Ein paar hundert Meter steht ein selbstgezimmerter Verkaufsstand – auch hier weht die dänische Flagge im Wind. Darunter steht schwarz auf gelb: ÆBLER og PÆRER. Frische Äpfel und Birnen werden hier verkauft. Die Früchte sehen im orangefarbenen Licht der untergehenden Sonne so köstlich aus, dass sie selbst ihre beste Werbung sind. Wir fahren mit dem Auto kurz ran und schnappen uns eine Tüte Birnen. Als ich ein 20 Kronen-Stück in die quietschpinke Kasse werfe, bin ich froh immer etwas dänisches Bargeld bei mir zu haben. Zurück im Auto kann ich mich nicht mehr gedulden, bis wir im Ferienhaus angekommen sind. Dafür sehen die Birnen zu lecker aus und ich reiße ein kleines Loch in die Tüte, um gleich eine zu verkosten.

Wir holen uns gern Appetit am Straßenrand. Kartoffeln, Gurken, Lauch, Zwiebeln, Erdbeeren, Blumen, Honig und Marmelade – in den dänischen vejboden, den Straßenbuden wird viel angeboten. Familien verkaufen Kirschen aus dem Garten, Bauern Maiskolben vom Feld und Hobbyimker leckeren Heidehonig. So manch dänisches Kind hat mit einer kleinen Straßenbude schon sein Taschengeld aufgebessert. Viele der Stände sind charmant gestaltet, liebevoll bemalt und mit Fahnen bestückt. Manchmal kommt der Straßenverkauf auch eher pragmatisch daher. Doch egal ob bunt oder beige: was wir in den Buden zu kaufen bekommen ist in der Regel von bester Qualität.

In der Bude gibt es Lieblingskartoffeln

Manche Waren aus der vejbode sind richtige Spezialitäten für mich geworden. Wie beispielsweise nye danske kartofler, die frisch geernteten dänischen Kartoffeln. Sie sind so frisch, dass sogar noch die sandige Erde an den Knollen klebt. Im Ferienhaus müssen die Kartoffeln erst einmal abgewaschen werden, doch das stört mich überhaupt nicht. Im Gegenteil, es gehört irgendwie zum Ritual dazu. Der Geschmack der Kartoffeln ist unglaublich gut. Klar, es sind auch „nur“ Kartoffeln, aber diese hier schmecken intensiv und frisch. Der besondere Geschmack muss wohl am sandigen, dänischen Boden liegen.

Ebenfalls ein Muss: dänischer Honig. Kleine gelbe Schilder mit schwarzem Bienenstock weisen auf die Hobby-Imker hin, die ihren honning am Straßenrand oder auf dem eigenen Hof verkaufen. Oft stehen verschiedene Sorten zur Wahl, wie beispielsweise sommerhonning, den die Bienen im Juli von den bunten, saftigen Sommerblumen sammeln oder auch der etwas hellere lynghonning, gesammelt von fleißigen Bienen in der blühenden Heide. Mit einer Registrierung bei der Dänischen Imkervereinigung (Danmarks Biavlerforening) bescheinigt der Hobbyimker, dass er die Hygienevorschriften einhält und sein Honig die Gesundheit von Mensch und Tieren nicht gefährdet. Diesen „sicheren“ Honig erkennst du am sechseckigen Logo des Imkerverbandes und der dazugehörigen DBF-Kontroll-Nummer.

træ oder brænde – wo gibt es denn nun Holz für den Kaminofen?

Wer in der kühleren Jahreszeit in Dänemark urlaubt, der macht es sich nach einem ausgiebigen Spaziergang am Meer oder Fjord gern vor dem prasselnden Kamin gemütlich. Dazu braucht es Holz und auch das gibt es häufig am Straßenrand zu kaufen. Da steht dann auf Schildern træ, manchmal aber auch brænde. Es sollen auch schon Schilder gesichtet worden sein, auf denen træ und brænde gleichzeitig angeboten wurden. Auch wir waren vor vielen Jahren verwirrt über die doch sehr unterschiedlichen Bezeichnung, aber am Ende ist immer das gleiche gemeint: getrocknetes Holz zum Verbrennen. Træ ist das dänische Wort für Baum, bedeutet aber auch Holz. Brænde macht es nur noch etwas genauer, es heißt nämlich Brennholz. Sowohl træ, als auch brænde können im Kamin verbrannt werden. Wichtig ist, dass du dir gleich noch einen Sack Anzündhölzer kaufst, um das Feuer im Ofen überhaupt in Gang zu bekommen. 😉

Ist es denn im Straßenverkauf auch günstiger?

„pluk selv“ – Hier darf selbst gepflückt werden

Die Antwort fällt kurz und knapp aus: nicht unbedingt. Darauf kommt es aber auch nicht an. Die Lebensmittel am Straßenverkauf sind frisch, lecker und vor allem regional. Damit kann kaum ein Supermarkt mithalten. Außerdem unterstützt du an den Buden die lokalen Landwirte, denen der Verkaufspreis ohne Abzüge für Transport und Co. zugute kommt. Das sind viele Pluspunkte für etwa den gleichen Verkaufspreis wie im Supermarkt.

Das Kilo Kartoffeln kostet an unserem Straßenverkauf auf Holmsland Klit 10 DKK (1,34 Euro), im Supermarkt gibt es das Kilo zwischen 7,50 und 13 DKK (1 bis 1,74 Euro). Beim Honig sieht das etwas anders aus. Hier haben wir an der vejbode je nach Sorte zwischen 40 und 50 DKK bezahlt (5,50 bis 6,70 Euro), im Supermarkt lag die Preisspanne zwischen etwa 24 und 43 DKK (3,20 – 5,60 Euro). Der günstige Preis für den Laden-Honig erklärt sich auch daher, dass er zum Teil auch aus dem Nicht-EU-Ausland importiert wurde. Das Brennholz ist unserer Erfahrung nach am Straßenrand nicht unbedingt günstiger als im Supermarkt. Manchmal gibt es aber auch hier gute Sparangebote. Wer gleich mehrere Säcke kauft, spart ein paar Kronen. Manch ein Verkäufer bringt auch mehr Holz in den Säcken unter als andere. Vergleichen lohnt sich also.

Was gibt es sonst noch?

Neben allerhand Lebensmittel gibt es auch viele andere kleine Schätze, die du am Straßenrand entdecken kannst. Selbstgebastelte Dekoration oder Figuren, Blumen zum selbst pflücken – du musst nur die Augen offen halten und ab und an mal anhalten. So kommt ein frischer Strauß ins Ferienhaus oder ein ganz individueller Nisse in den Koffer.

Ein kleiner Geheimtipp: einige Fischer verkaufen ihren Fang direkt vom Boot aus zu moderaten Preisen. Oft nehmen sie die Fische auch direkt aus, sodass du sie in der Küche gleich weiterverarbeiten kannst. Wir Landratten sind ja im Ausnehmen nicht so geübt wie die alten Seebären. Und frischer geht es nun wirklich nicht.

Natürlich gibt es auch in Deutschland Selbstpflück-Felder und Milchautomaten, ab und an werden auch Gartenäpfel, Erdbeeren oder Honig angeboten. Meinem Eindruck nach gibt es in Dänemark aber viel mehr Stände an den Straßen, die von Privatpersonen oder eigenständigen Landwirten betrieben werden. Es ist eine schöne Tradition, die inzwischen fest zu unserem Urlaub dazugehört. Wann immer eine neuer oder ausgeblichener Dannebrog am Straßenrand weht, lockt auch eine kleine Entdeckung – und das lieben wir.

Jetzt bist du dran: Hat es dir der dänische Straßenverkauf auch angetan? Welche Produkte magst du am liebsten? Schreib es in die Kommentare etwas weiter unten. Mange tak!

Chris

Wind in den Haaren, ein Softice in der Hand und die Gischt im Gesicht, glücklicher kann ich kaum sein. Deshalb blogge ich hier auch über meine Leidenschaft - über Dänemark. Kultur, dänische Gerichte, Urlaubstipps und viel mehr findest du auf diesem kleinen Stück Dänemark im Internet. Außerdem begrüße ich in meinen Podcasts regelmäßig Menschen und schnacke mit ihnen über das Königreich. Ich hoffe, dass dich klitly genauso glücklich macht, wie mich.

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7 Gedanken zu “Frisch, lecker und regional – die Verkaufsbuden an dänischen Straßen

  1. Honning und nye vildmose Kartofler sind jedes Jahr ein muß. Gleich bei Ankunft auf dem Weg ins Ferienhaus und spätestens am letzten Tag nochmal ordentlich zuschlagen für zu Hause. Und das nicht nur für uns sondern auch für Freunde die schon drauf warten. Herrlich diese Buden.

    1. Hej Jutta, ich sehe, ihr habt die gleichen Favoriten wie wir. Die Kartoffeln sind super lecker. Irgendwie Schade, dass es sie hier nicht zu kaufen gibt. Aber auf der anderen Seite ist es etwas, worauf man sich eben im Dänemark-Urlaub freuen kann. Kærlig hilsen, Chris

  2. Die Kartoffeln sind ein Muss, schade, dass sie meißt in Plastik abgepackt sind. Ich fülle sie gleich in meine Stofftasche und lassen das Plastik dort. Aber auch Eier, Marmelade oder Gemüse aus dem Garten kaufe ich dort gerne. In der Nähe von Vejlby habe ich mal ein tolles Wandbild aus Treibholz erstanden, eines von vielen Dänemark Souveniers welche mir daheim die Wartezeit auf den nächsten Urlaub versüßen. Mein Lieblingsstand für Gemüse, Obst und Blumen ist bei Lönstrup in Richtung Mühle auf der linken Seite ;-))

  3. Auf Lolland sah ich jetzt vermehrt Stände mit „Mobilepay“ (bin mir aber nicht sicher, ob nicht doch irgendwo eine Kasse war). Das ist sicherlich praktisch nur leider unmöglich machbar für Touristen.

    1. Hej Michi, da hast du Recht. Leider geht Mobilpay nur, wenn man eine dänische Handynummer hat. Das ist wirklich Schade. Hier in Westjütland haben wir in den letzten Wochen allerdings nur vejboden gefunden, die auch eine Kasse hatten. Aber der Trend geht eindeutig in Richtung bargeldlosem Bezahlen. Hilsen fra vestkysten, Chris

    1. Liebe Constanze, ich weiß gar nicht, ob es überhaupt ein offizielles Verzeichnis für die Verkaufsbuden gibt. Ihr solltet bei Ausflügen einfach die Augen offen halten. Am Straßenrand gibt es immer Schilder, die auf frische Eier, Milch, Kartoffeln und so weiter hinweisen. Viel Erfolg beim Finden. 🙂

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