Hvad er det? Die Maultier-Bunker am Strand von Blåvand

Wer Urlaub in Dänemark macht, findet nicht nur wunderschöne Natur und Ruhe, sondern gelegentlich ein paar Dinge, die ratlos zurücklassen. Dann fragt man sich zurecht: was ist das? In der Serie Hvad er det? gehe ich den Dingen auf den Grund. Mal geht es um wirklich kuriose Dinge, wie Fische auf der Wäscheleine. Mal sind es Schilder, die Rätsel aufgeben. Hier findest du alle Artikel der Serie.

Die Natur an der dänischen Nordseeküste ist wild, das Klima ist rau. Auf den sandig, salzigen Böden wachsen nur wenige Pflanzen und die Landschaft formt sich durch Wind, Wasser und Sandflug ständig neu. Zwischen Meer und Heide stecken allerdings tausende Betonklötze. Bunker, die während der Besatzung der Nationalsozialisten hier in Zwangsarbeit errichtet wurden und die den widrigen Bedingungen der Nordsee trotzen – seit Jahrzehnten. Von einst 7.000 Bauten, stecken heute noch rund 6.000 in den Dünen, liegen schief im Sand oder versinken langsam im Meer.

Die Bunker als negatives Kulturerbe

Die grauen Bunker sind für viele Urlauber gewöhnungsbedürftig, gerade wenn sie zum ersten Mal Urlaub an der dänischen Westküste machen. Eine klitly-Leserin schreibt: „Ich habe die Landschaft mit den Bunkern kennen und lieben gelernt. Aber sie machen mich immer ein bisschen nachdenklich und ich schäme mich, dass es Spuren meines Volkes sind.“

Heute sehen die Dänen den Nordatlantikwall als negatives Kulturerbe, welches zur Landesgeschichte gehört. Dabei galten die Bunker in Dänemark nach Kriegsende als Tabuthema. Denn obwohl die Idee und die Pläne für die Kriegsanlagen auf die nationalsozialistischen Besatzer zurückgeht, waren es dänische Geschäftsleute, die mit dem Bau der Bunker viel Geld verdient haben.

Warum würden die Bunker nach dem Zweiten Weltkrieg nicht entfernt? Ganz einfach: ihr Abbruch hätte enorme Kosten verursacht. Die teilweise meterdicken Wände aus Stahl und Beton können nicht einfach gesprengt werden. Auch heute werden nur jene Bunker entfernt, von denen für Urlauber, Badegäste und Angler eine konkrete Gefahr ausgeht. Etwa weil sie ins Meer abrutschen und die Stahlgitter freigelegt werden. Gefährliche Stellen werden am Strand übrigens mit einem gelben Kreuz markiert. Hier darfst du nicht schwimmen gehen.

Wenn dir das Leben Bunker gibt, mach Maultiere daraus

Keine Pferde, sondern Maultiere – die „Muldyr Bunkerne“ am Strand von Blåvand

Seit dem Abzug der deutschen Besatzer muss das kulturelle Zwangserbe der Bunker verwaltet werden. Sie dienten seitdem beispielsweise als Filmkulisse, etwa für „Die Olsenbande fährt nach Jütland“, in Nordjütland wurde die Løkken Beachbar darauf gebaut oder sie dient den Touristen als Sitzgelegenheit, um den Sonnenuntergang am Strand zu genießen.

Als Dänemark 1995 den 50. Jahrestag der Befreiung feierte, entstanden auch die vier Kunstwerke am Strand von Blåvand. Der britische Künstler Bill Woodrow hatte die Idee, die Bunker zu Maultieren umzugestalten. Maultiere sind eine Kreuzung aus Pferdestute und Eselhengst (Eselmama und Pferdepapa werden Maulesel genannt). Das Besondere an diesen Tieren ist, dass sie sich selbst nicht vermehren können. So sollen sich auch die Maultierbunker und das Leid, dass die Besatzungszeit mit sich brachte, sich nicht mehr vermehren.

Die Stahlplatten, die den Bunkern die Form von Maultieren geben, sind so angebracht, dass die Tiere scheinbar ins Wasser gehen. So werden die Bunker überall an der Westküste eines Tages im Meer verschwinden, da Meer, Wind und Wellen die Landgrenze immer weiter verschieben werden.

Hier findest du die Maultierbunker am Strand von Blåvand

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Was hältst du von den Maultier-Bunkern? Gefällt dir die Idee des Küstlers? Oder ist dir im Dänemarkurlaub mal etwas aufgefallen, was dich ratlos zurückgelassen hat? Dann schreibe es doch einfach in die Kommentare. Ich freue mich von dir zu lesen.

Chris

Wind in den Haaren, ein Softice in der Hand und die Gischt im Gesicht, glücklicher kann ich kaum sein. Deshalb blogge ich hier auch über meine Leidenschaft - über Dänemark. Kultur, dänische Gerichte, Urlaubstipps und viel mehr findest du auf diesem kleinen Stück Dänemark im Internet. Außerdem begrüße ich in meinen Podcasts regelmäßig Menschen und schnacke mit ihnen über das Königreich. Ich hoffe, dass dich klitly genauso glücklich macht, wie mich.

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