Die Magie der dänischen Nächte

Obwohl der Dänemark-Urlaub für mich Entspannung pur ist, verfolge ich immer wieder feste Rituale. Noch am Ankunftstag ist ein Strandspaziergang Pflicht, beim Gang nach Hause erheische ich immer den letzten Blick aufs Meer, jeder Morgen beginnt mit einem leckeren Frühstück und ein Tag ohne Softeis ist ein beinahe verlorener Tag. Ein Krimi landet immer im Reisegepäck, zum Sonnenuntergang geht es an den Strand, dort wird barfuß nach Seeglas gesucht und höre ich eine Möwe schreien, erkläre ich immer, dass sie doch nur vom Meer erzählen wolle. Mindestens ein Mal mache ich meinen Kräuter-Kabeljau, Kartoffeln und Holz werden am Straßenrand gekauft und irgendwie scheint es auch dazu zu gehören, dass in Dänemark das ganze Leben einfach leichter erscheint. Der Alltag ist weit weg und was an Problemen übrig bleibt, spülen die Wellen davon.

Ich bin mir sicher, dass es dir in vielen dieser Punkte genauso geht. Wir Dänemark-Freunde ticken doch alle irgendwie gleich und das ist auch gut so. Doch eine Sache, ein Ritual habe ich, bei dem ich mir gar nicht so sicher bin, ob viele diese Angewohnheit teilen. Abends, wenn ein ganzer Urlaubstag hinter mir liegt, wenn wir spazieren waren oder im nächsten Küstenort ein Eis gegessen haben, wenn mich die Eindrücke des Tages ins Sofapolster drücken und der Kamin im Hintergrund leise knistert, kann ich einfach nicht anders. Egal wie schön es gerade, wie gemütlich es zwischen Decke und Kissen ist, führt mich mein Weg zur Terrassentür. Denn draußen wartet eine ganz andere Welt auf mich.

Im fahlen Licht des Mondes

Mit jedem Schritt auf die Terrassentür hin fühle ich die Vorfreude auf die kühle, dänische Nacht. Langsam wird das Knistern des Kamins leiser, die Kerzen auf dem Couchtisch werfen mir noch ein paar Lichtstrahlen hinterher, als würden sie mich zum Bleiben überreden wollen. Doch es gelingt ihnen nicht. Wenn ich die große Glastür öffne, dann wartet da draußen ein anderes Dänemark auf mich. Es ist eine friedliche Welt. Steht der Vollmond am Himmel, wiegen sich Strandgras und Kiefern im fahlen, weißen Licht. Manchmal treibt der Wind größere und kleinere Wolken in enormer Geschwindigkeit über den hellen Nachthimmel. Dann setze ich mich hin und schaue einfach zu. Es beruhigt mich ungemein und gibt mir eine Art Urvertrauen. Es ist eine Art Versprechen, dass sich die Dinge weiterdrehen, in Ruhe und Gelassenheit. Dass die Dinge nicht aus der Bahn geraten und das ich alles ziehen lassen kann.

Das schwächste Sternenlicht reicht bis zur Erde

Doch gerade ohne Mond werden die dänischen Nachte erst richtig magisch. Denn dann entfaltet sich am Firmament ein unglaublicher Sternenhimmel. Abertausende funkelnde Lichter reichen von den Dünen über die Heide bis weit ins Landesinnere hinein. Hier, in den dünn besiedelten dänischen Ferienhausgebieten gibt es kaum Lichtverschmutzung, wodurch auch das Licht der schwächsten Sterne bis zur Sommerhausterrasse reicht. Selbst die Nebel der Milchstraße sind mit bloßem Auge sichtbar. Dieses Schauspiel offenbart auf beruhigende Weise, das ich selbst nur kleiner Beobachter in diesen endlosen Weiten bin. Diese spektakuläre Schau erdet mich auf ganz natürliche Art und Weise und ich fühle mich plötzlich mit den wichtigen Dinge des Lebens verbunden. Das ist für mich wahrhaftiges Glück.

Manchmal komme ich auf die abwegige Idee, dieses Spektakel festzuhalten. Dann öffne ich die Terrassentür und das Säuseln des Fernsehers dringt für ein paar Sekunden in die reine Nacht. Mit meiner Kamera komme ich dann wieder nach draußen und freue mich über mehr oder weniger gelungene Aufnahmen. Eines muss ich aber jedes Mal wieder feststellen: ich kann weder die ganze Schönheit, noch die damit verbundenen Eindrücke auch nur ansatzweise einfangen. Jedes Mal bleibe ich noch eine Weile sitzen und sauge alles auf. Den Mond oder die Sterne, die Wolken, das stete Meeresrauschen im Hintergrund und die frische Luft auf meiner Haut.

Magische Momente in dunkler Nacht

Nach ein paar Minuten der stillen Bewunderung folgen ein paar weitere Minuten. Ich verliere mich regelrecht in diesem Anblick und dieser Stimmung, rieche die frische Meeresluft und die Heide. Es sind magische Momente, die die dänischen Nächte hier für mich bereithalten. Empfindungen, die für mich ganz fest mit Dänemark und dem Ferienhausurlaub hier verbunden sind. Es ist ein Ritual, was ganz mir gehört.

Manchmal passiert es, dass plötzlich Seenebel aufzieht. Dann grüßt Lyngvig Fyr noch einmal mit dem hellen Schein seines Leuchtfeuers und ich verabschiede mich. Dann gehe ich wieder hinein an den warmen Kaminofen und habe ein Lächeln auf den Lippen.

Gehst du Nachts auch gern nochmal auf die Terrasse, genießt die frische Luft und das Sternenlicht? Oder hast du eine ganz eigene Tradition? Erzähle mir davon in den Kommentaren, ein Stück weiter unten. Ich freue mich von dir zu lesen.

Chris

Wind in den Haaren, ein Softice in der Hand und die Gischt im Gesicht, glücklicher kann ich kaum sein. Deshalb blogge ich hier auch über meine Leidenschaft - über Dänemark. Kultur, dänische Gerichte, Urlaubstipps und viel mehr findest du auf diesem kleinen Stück Dänemark im Internet. Außerdem begrüße ich in meinen Podcasts regelmäßig Menschen und schnacke mit ihnen über das Königreich. Ich hoffe, dass dich klitly genauso glücklich macht, wie mich.

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9 Gedanken zu “Die Magie der dänischen Nächte

    1. Oh wie schön zu wissen, dass es auch dir so geht. 🙂 Trotzdem muss ich irgendwie sagen, dass ich (fast) nur in Dänemark die Ruhe und Dunkelheit finde, um dieses Schauspiel zu bewundern. Und das ganze Drumherum passt da auch noch. Hilsen, Chris

  1. Oh ja, der dänische Sternenhimmel… schöne Anekdote habe ich da auch. März 2015, Sondervig, Badevej. Ein sternenklarer Himmel. Kinder sind im Bett, gehe ich doch noch mal los. Kameratasche geschnappt, Stativtasche gegriffen, Taschenlampe eingesteckt. Am Strand alles aufgebaut… wo ist meine Stativwechselplatte für die Kamera? Nicht dabei. Fotos konnte ich natrülich vergessen. Habe den Sternenhimmel dann halt so genossen. Die Wechselplatte lag übrigens zuhause in Deutschland.

    1. Hej Patrick, etwas ähnliches ist mir auch schon passiert. Anderer Ort, gleiches Problem. Das ist richtig ärgerlich. Auf der anderen Seite konntest du den schönen Himmel ganz ungestört in Natura erleben. Also war der nächtliche Strandspaziergang nicht umsonst. 😉 Bedste hilsner, Chris

  2. Lieber Chris,
    danke für diesen wunderbaren Bericht… Auch wir lieben diese Momente um diese Fülle an Sternen und diese endlose Weite zu genießen…einfach wunderschön!
    Von Deinem Blog bin ich übrigens sehr begeistert! Herzlichen Dank für die Rubrik „Hvad er det?“. Du hast schon oft genau die Dinge erklärt, über die ich mir Gedanken gemacht habe. Beim Kajkage musste ich schon ziemlich schmunzeln…
    Liebe Grüße aus Hamburg
    Tina

    1. Kære Tina, vielen Dank für deine lieben Worte. Wir Sternengucker verstehen uns. 😉 Es freut mich, dass dir die Seite gefällt. Es macht auch viel Spaß sie zu gestalten und der beste Lohn ist es, so liebe LeserInnen zu haben. Alt det bedste, Chris

  3. Ich habe gerade eine Flashback. Rømø mit meinen Eltern vor 20 Jahren!? ( evtl auch länger her) Diesen Sterne Himmel werde ich nie wieder vergessen. Was dein Fisch ist, ist bei uns Spaghetti Bolo oder einfach nur Spaghetti mit Tomaten Soße. Aktuell sind meine Eltern gerade auf Urlaub im schönen Dänemark. Schüren mein Fernweh. Danke für diesen tollen Beitrag, ich war gefühlt einfach dabei in deinem Moment.

    1. Hej Rica, Danke für deinen Kommentar. 🙂 In Dänemark ticken die Uhren und wir Menschen halt irgendwie anders. Ich finde, dass ich eine viel größere Aufmerksamkeit für die Natur habe. Klar, im Urlaub hat man halt auch Zeit dafür. Gegen das schlimme Fernweh (ich kenne es) hilft leider nur eins: Urlaub in Dänemark buchen oder last minute losfahren. 😉 Liebe Grüße, Chris

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