Rezension: „Was Sie dachten, niemals über Dänemark wissen zu wollen“

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Eingefleischten Dänemark-Fans dürfte es den Atem verschlagen, wenn sie dieses Buch im Regal stehen sehen. „Niemals Dänemark“ prangt in großen Buchstaben auf dem Titel und das soll natürlich auffallen. Bei genauerer Betrachtung wird der ganze Titel sichtbar: „Was Sie dachten niemals über Dänemark wissen zu wollen“. Moment mal, es gab noch nie etwas, was ich nicht über Dänemark wissen wollte – und seit wann wird in Dänemark eigentlich gesiezt?

Der Titel ist Teil der neuen Niemals-Reihe aus dem Conbook-Verlag. Reiseliteratur die laut Klappentext offenbaren soll, was die Touristeninformation verschweigt. Anfang März 2022 veröffentlicht der Verlag gleich mehrere Bücher der Reihe oder legt sie neu auf. So gibt es auch Niemals Indien, England oder Japan. Allesamt befassen sich mit den vermeintlich unbekannten Aspekten des Lebens in ihren Ländern.

Über die Autorin

Die Dänemark-Ausgabe der Niemals-Reihe hat Kristina vom Dorf verfasst. Die junge Autorin lebte jahrelang am Rande von Kopenhagen und hat genau dort das Buch geschrieben. Während ihrer Zeit in Dänemark hat sie nicht nur die Sprache gelernt, sondern auch angefangen, die Dänen und ihr kleines Land zu lieben. Inzwischen hat sich die Nebenbei-Bloggerin und Mama, die ursprünglich aus einem kleinen Dorf in Sachsen stammt, ganz der Literatur verschrieben.

Kristina war in Folge 7 vom kleinen Dänemark-Podcast zu Gast. Damals habe ich mit ihr über die Eigenheiten der Dänen gesprochen. Hier kannst du den Podcast nachhören.

Wissenshappen für Dänemarkfreunde

„Niemals Dänemark“ ist ein Sachbuch und kommt in 55 kurzen Kapiteln daher. Auf den meist drei bis vier Seiten langen Abschnitten fängt die Autorin das dänische Leben in den verschiedensten Facetten ein. Da ist von alten Schrottautos die Rede, von der schnell ablaufenden Milch und von Kindern ohne Namen. Zwischendurch lockern gelbe Kästchen den Text auf, in denen entweder mit Vorurteilen aufgeräumt wird oder nützliche Informationen zusammengefasst sind.

Überhaupt sind die Kapitel kompakt gehalten, was mir persönlich bei Sachbüchern gut gefällt. So lässt sich auch zwischendurch mal ein Kapitel lesen und das Buch fesselt die Leserin oder den Leser nicht ewig, falls die bei der Abendlektüre mal müde werden sollten. Kristina vom Dorf gelingt es, in den Kapiteln umfangreiche Einblicke in das dänische Leben zu geben. Diese sind auch mit zahlreichen Fakten gespickt und thematisch geschickt miteinander verwoben. Bei ein paar wenigen Fakten und statistischen Angaben fehlte mir beim Lesen allerdings der Bezug. Die meisten Menschen dürfte das aber kaum stören.

Die Hygge liegt zwischen den Zeilen

Gleich zu Beginn stellt die Autorin noch einmal sehr deutlich klar: die Dänen gehören zu den glücklichsten Völkern der Erde. Warum das so ist, erfährt man auf den nachfolgenden 250 Seiten. Allerdings nicht mit dem Vorschlaghammer, sondern eher zwischen den Zeilen. Immer dann, wenn es etwa um den dänischen Maler geht, dem beim Zaunstreichen nur noch zwei Latten fehlen, der aber wegen des Feierabends erst am nächsten Tag wiederkommt. Glück ist auch die Gleichstellung aller Dänen, die sich in der Schule, auf Arbeit und im allgemeinen Miteinander niederschlägt.

Kristina lässt viele praktische Beispiele und Beobachtungen aus ihrer Zeit in Dänemark einfließen. Das macht das Buch so vielseitig und schlägt sich auch in der thematischen Breite nieder. Erfrischend geht es auch mal um das Modebewusstsein der Dänen oder ihren Feuerwerk-Konsum. Sie beschreibt Dänemark nicht nur in Fakten, sondern auch mithilfe von Beobachtungen – und die sind bisweilen subjektiv, wie auch die Wirklichkeit. Damit vermisst das Buch nicht nur das Land der Dänen, sondern es schafft eigene Erklärung für die mitunter verrückten Eigenarten unserer nördlichen Nachbarn.

Das wusste ich tatsächlich noch nicht

Schade finde ich, dass ich im gesamten Buch gesiezt werde, während das „Du“ doch so integraler Bestandteil der dänischen Kultur ist. Locker hätte man das „Sie“ auf dem Cover durchstreichen sollen, auch wenn es damit wohl aus dem Korsett der Niemals-Reihe gepurzelt wäre. Das macht das Buch aber nicht weniger informativ.

Thematisch bewegt sich die Autorin Kristina vom Dorf im Buch weit über die touristischen Themen hinaus und gibt allen, die von Dänemark nicht genug bekommen können, einen kompakten und abwechslungsreichen Einblick in das Leben der Dänen – bis hin zum überflüssigen Frauenarztbesuch. Da kann ich doch verstehen, dass mir die Touristeninformation das bisher verschwiegen hat. Das Buch ist aber auch etwas für all jene – und davon soll es ja nicht wenige geben – die über das Auswandern nach Dänemark nachdenken. Obwohl ich mich nun schon lange und intensiv mit dem Land beschäftige, habe auch ich noch einiges über Dänemark lernen können.

Was Sie dachten niemals über Dänemark wissen zu wollen
Conbook-Verlag
Preis 9,95 Euro | ISBN: 978-3-95889-330-6
Zur Internetseite des Verlags

Chris

Wind in den Haaren, ein Softice in der Hand und die Gischt im Gesicht, glücklicher kann ich kaum sein. Deshalb blogge ich hier auch über meine Leidenschaft - über Dänemark. Kultur, dänische Gerichte, Urlaubstipps und viel mehr findest du auf diesem kleinen Stück Dänemark im Internet. Außerdem begrüße ich in meinen Podcasts regelmäßig Menschen und schnacke mit ihnen über das Königreich. Ich hoffe, dass dich klitly genauso glücklich macht, wie mich.

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Ein Gedanke zu “Rezension: „Was Sie dachten, niemals über Dänemark wissen zu wollen“

  1. Lieber Chris,

    danke, dass du mein Werk gelesen hast.

    Die schönste Erkenntnis deiner Rezension ist für mich, dass du noch nicht alles wusstest, was im Buch steht.
    Für mich ist das ein Kompliment, denn eigentlich bist ja du der DK Fachmann. 🙂

    Ich freue mich riesig, dass dir das Buch gefällt und dass du erkannt hast, dass da ganz viele Beobachtungen von mir selbst drinstecken. Eigentlich ist es eine Art Tagebuch für mich und wird mich immer wieder an die beste Zeit meines bisherigen Lebens erinnern. Vor allem die hyggeligste Zeit.

    Die fünf Jahre Dänemark waren Liebe pur, aber du kennst das ja… 🙂

    Tusind tak, min ven <3

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