Schon die Ausmaße der Wanderdüne sind beeindruckend: Fast zwei Kilometer zieht sie sich hin, bis zu 400 Meter breit. Der feine Sand türmt sich bis zu 50 Meter hoch. Wer Rubjerg Knude erklimmt – die „Erhebung von Rubjerg“ – betritt eine fast wüstenartige Landschaft. Ein Ort voller Gegensätze – und gerade deshalb so magisch, dass man sich seiner Faszination kaum entziehen kann.
Oben auf der Wanderdüne thront der berühmte Rubjerg Knude Fyr. Seit 1968 ist der Leuchtturm sozusagen im Ruhestand, doch er zieht nach wie vor viele Besucher an. Sie kommen nicht nur wegen dem zum Wahrzeichen gewordenen Bauwerk, sondern auch, weil man der Natur hier auf beeindruckende Art und Weise näher kommen kann. Auch ich hatte keine konkrete Vorstellung davon, was uns erwarten würde – und wurde mehr als überrascht.
Auf Tour in eine andere Welt

Schon auf dem Weg zum Parkplatz sehen wir den Leuchtturm in der Ferne. Wow, ist die Wanderdüne riesig! Ein herrlich sonniger Frühlingstag neigt sich dem Ende zu, die Sonne steht schon tief am Himmel. Wir stellen das Auto auf einem sehr gepflegten Parkplatz ab und machen uns gleich auf den Weg. Etwa anderthalb Kilometer sind es bis nach oben.
Was uns gleich auffällt: Auf dem Feldweg durch die Heide, vorbei an windschiefen Bäumen, ist es vollkommen still. Man hört den Wind in den Ästen, das Zwitschern der Vögel. Sonst nichts. Kein Auto, kein Flugzeug. Hier ist man weit weg vom Alltag. Über flache Wege nähern wir uns dem riesigen Sandberg. Ob der Aufstieg wohl anstrengend wird? Man kennt es ja von so manch hoher Nordseedüne, dass der Aufstieg einen schon aus der Puste bringen kann. Doch unsere Sorge ist unberechtigt.
Langsam mischt sich der erdige Boden des Feldweges mit Sand. Der Grasstreifen zwischen den Fahrspuren verschwindet bald ganz. Der Aufstieg auf den Sandhügel verläuft erstaunlich flach.
Der Rubjerg Knude Fyr in Gefahr

Wenn man durch das sandige Tal hoch zum Rubjerg Knude Fyr läuft, ist es, als würde man eine andere Welt betreten. Alles ist Sand und Himmel – und mittendrin der verlassene Leuchtturm. Dass er überhaupt noch hier steht, ist nicht selbstverständlich. Denn die Kräfte der Wanderdüne sind gewaltig. Ständige Winde verändern die Landschaft, der Sand wird ins Landesinnere getragen, und gleichzeitig bricht die Steilküste durch Erosion Stück für Stück ins Meer.
Die Abbruchkante kam dem Leuchtturm bedrohlich nahe – vermutlich wäre er im Jahr 2020 in die Tiefe gestürzt. Doch als Wahrzeichen der Region und beliebtes Ausflugsziel wollte man ihn retten. Und das ist gelungen: Der Maurer Kjeld aus dem nahen Lønstrup verstärkte im Jahr 2018 mit seinem Team das Fundament, montierte Stahlträger und setzte den 23 Meter hohen, 300 Tonnen schweren Turm auf Schienen. So wurde er 70 Meter ins Landesinnere versetzt. Zum Glück – denn damit bleibt die Magie dieses Ortes erhalten.
Ein Ort für stille Momente

Zum Glück – denn damit ist ein wirklich zauberhafter Ort erhalten geblieben, der noch immer viele Menschen anlockt. Dabei war die eigentliche Überraschung hier für mich gar nicht nur der Leuchtturm selbst. Klar ist es beeindruckend den Rubjerg Knude Fyr zu erleben, die neue Stahltreppe nach oben zu wandern und die wundervolle Aussicht über die Steilküste an der Nordsee zu erleben.
Die Wellen der Nordsee glitzern im immer goldener werdenden Licht der Abendsonne und am Horizont sind die nächsten Ferienorte erkennbar. Im Norden die Sommerhäuser von Lønstrup, im Süden Nørre Lyngby. Der frische Frühlingswind weht uns um die Nase während wir die Fläche vor dem Leuchtturm beobachten. Hier haben Besucher aus den ehemaligen Steinen der Nebengebäude (die die Wanderdüne unter sich begraben hatte) ihre Namen und Grüße gelegt. Ganz still genießen wir die Aussicht von hier oben.


Ein magischer Abend an der Steilküste
Für den Sonnenuntergang verlassen wir den Rubjerg Knude Fyr wieder und gehen vor in Richtung Meer – und da ist er: Der Moment, mit dem du nicht rechnest und der dich einfach nur umhaut. Wir stehen in sicherer Entfernung zum Abgrund und staunen darüber, wie gewaltig die Steilküste hier abfällt und wie hoch wir eigentlich wirklich stehen. Die ganze Szenerie ist faszinierend – und wohltuend erdend. Hier spüre ich wieder dieses Gefühl, das ich so oft in Dänemark habe: Wie groß und weit die Natur ist – und wie angenehm klein ich selbst darin bin. Das berührt mich.
Nach ein paar Momenten versuche ich mit der Kamera festzuhalten, was wir sehen. Doch die Bilder können die Dimensionen kaum erfassen. Vielleicht vermittelt dir das Video eine Ahnung davon. Aber am besten ist es, du erlebst diesen Ort selbst.
Infos für deinen Besuch
Wo befindet sich Rubjerg Knude?
Die Wanderdüne Rubjerg Knude mit dem gleichnamigen Leuchtturm befindet sich in Nordjütland – zwischen Nørre Lyngby und Lønstrup, nördlich vom Urlaubsort Løkken.
Wo kann ich Parken?
Ein kostenfreier Parkplatz mit Toiletten befindet sich etwa 1,2 Kilometer von Rubjerg Knude entfernt. Hinweis: Der neue Parkplatz ist noch nicht auf Google Maps verzeichnet.
Wann ist die beste Besuchszeit?
Die Wanderdüne und der verlassene Leuchtturm können ganzjährig besucht werden. Natürlich macht das bei gutem Wetter am meisten Spaß. Bei starkem Wind kann der Sandflug sehr unangenehm sein! Besonders schön ist der Ort im Licht des Sonnenuntergangs.
Wo finde ich weitere Informationen?
Auf der offiziellen Internetseite von Visit Nordvestkysten gibt es weitere Informationen.
Wichtiger Hinweis: Wenn du die Wanderdüne von Rubjerg Knude besuchst, sei bitte vorsichtig an der Abbruchkante zum Meer. Als wir Mitte April dort waren, gab es am Abend eine große Rettungsaktion, weil ein Mann etwas weiter nördlich abgestürzt war. Dutzende Einsatzkräfte und sogar ein Militärhubschrauber waren im Einsatz. Zum Glück konnte der Mann gerettet werden.
