Wer Urlaub in Dänemark macht, findet nicht nur wunderschöne Natur und Ruhe, sondern gelegentlich ein paar Dinge, die ratlos zurücklassen. Dann fragt man sich zurecht: was ist das? In der Serie Hvad er det? gehe ich den Dingen auf den Grund. Mal geht es um wirklich kuriose Dinge, wie Fische auf der Wäscheleine. Mal sind es Schilder, die Rätsel aufgeben. Hier findest du alle Artikel der Serie.
Wer zum ersten Mal in einer dänischen Bageri steht, schaut mit großen Augen auf das, was da in der Auslage liegt. Kleine Erdbeerkuchen, Spandauer, Kanelstæng und Hindbærsnitter. Doch Moment mal: hier guckt doch jemand zurück. Eine ganze Gruppe quietschgrüner Frösche liegt da hinter der Glasscheibe im Kühlregal und schaut die Kunden mit großen Augen an. Den Mund weit geöffnet warten sie darauf, mitgenommen zu werden. Doch diese kleinen, essbaren Figuren heißen nicht etwa Frøer, also Frösche. Auf dem Schild steht „Kajkage“. Doch warum ist dieses Küchlein nun ausgerechnet nach einem Kaj benannt?
Außen grün und innen rosa – der Kajkage
Die kleinen Frösche sehen nicht nur süß aus, sie sind es auch! Sehr süß sogar. Aber genau so lieben es die meisten Dänen ja auch. Es geht schon beim Boden los. Der besteht aus zwei Schichten Kuchenteig auf Marzipanbasis, dazwischen ist eine Schicht Erdbeermarmelade. Die rosafarbene Füllung besteht aus einer Buttercreme, die traditionell nach Erdbeeren schmeckt. Darüber kommt die Außenhülle des Frosches, bestehend aus grünem Marzipan. Der Mund entsteht durch einen kleinen Einschnitt in die Hülle. Nicht zu vergessen die Augen, die aus weißem und braunem Zuckerguss bestehen. Schließlich wird der Boden des Kajkage noch in flüssige Schokolade getunkt. Eine echte Kalorienbombe. Aber eine echt leckere.
Inzwischen machen viele dänische Bäckereien ihre eigene Version des Kajkage. Manchmal sind sie eher Muffins mit Buttercreme und Marzipandecke, manchmal schmeckt die Füllung nach Himbeere. Gelegentlich hängt auch eine Marzipanzunge aus Mund oder zu Halloween werden aus den Fröschen furchterregende Geister.
Wie der Frosch zu seinem Namen kam
Der Erfinder des Kajkage heißt Kristian Hansen. Er soll den Froschkuchen schon in den 1950er Jahren erfunden haben, als der noch junge Bäcker von seinem Meister gebeten wird, ein neues Gebäck zu erfinden. Als Kristian sein Werk präsentierte, soll der Meister außer sich gewesen sein. „Einen grünen Kuchen kann man nicht verkaufen“, soll er gesagt haben. Trotz aller Bedenken gingen die kleinen Küchlein sprichwörtlich weg wie warme Semmeln. Doch so richtig populär wurde die Kreation erst in den 1970er Jahren. Da bekam sie auch erst ihren Namen.
Im dänischen Kinderfernsehen startet nämlich eine Sendung namens Legestue, also Spielzimmer. Sie handelt unter anderem von einem blauen Papagei mit dem Namen Andrea. In dieser Zeit hat der Verantwortliche für Kinderprogramme beim dänischen Rundfunk (DR) die US-amerikanische Sesamstraße gesehen. Ihm gefiel die Produktion nicht besonders, allerdings ist ihm Kermit der Frosch ans Herz gewachsen. Er wollte deshalb auch einen Frosch in der Sendung Legestue haben. So kam es, dass Papagei Andrea bald schon einen Frosch an ihre Seite bekam. Sein Name: Kaj.
Seither wird der grüne, gebackene Frosch auch Kaj genannt und Bäcker in ganz Dänemark fingen an, die vor allem bei Kindern beliebte, süße Leckerei zu produzieren.
Der Kajkage-Weitwurf
Es ist zu schade, aber wahr: Ende der 90er war es ziemlich beliebt, einen Weitwurf-Wettbewerb mit den kleinen Kajkage zu veranstalten. Der Rekord wurde im Jahr 2005 aufgestellt. Einem Thorbjørn Lund soll es gelungen sein, das Gebäck satte 58,865 Meter weit zu werfen. Das ist aber nicht ansatzweise die Strecke von Dänemark bis nach Australien. Warum bis nach Australien? Weil es dort auch einen ganz ähnlichen Froschkuchen gibt – mit grünem Marzipan und rosa Füllung.
Wenn du Lust hast, dann schau doch mal bei Kaj og Andrea rein. Hier wird viel gesungen – und viele Dänen können die Lieder über Freundschaft und Co. mitsingen. Hier geht es zu einem Video bei Youtube.
Hast du Lust, deine eigenen Kajkage zu backen? Hier geht es zu meinem Rezept:
Bei jedem Aufenthalt MUSS es unbedingt einmal kajkage geben: eigentlich viel zu süß, meistens wird mir davon fast schon schlecht, aber Tradition ist Tradition! :)))
Die “ Warum-tust-du-es-dann-Frage“ ist ausdrücklich nicht erlaubt ????
Haha, diese Frage wird auch bei uns nicht gestellt. Das verbietet sich von ganz allein. 😉
Wir haben, nach inzwischen über 20 mal Urlaub in Dänemark ,in diesem Jahr das erste mal kajkage gegessen. Ich kann garnicht verstehen warum wir damit so lange gewartet haben. Diese süßen Frösche sind einfach saulecker. Prima,daß wir jetzt durch deine Erklärung wissen warum die so heißen und wie lange es die schon gibt. Danke für deine tollen,interessantem Texte.
Kære Angela, das ist so lustig, denn ich war 1990 mit vier Jahren das erste Mal in Dänemark. Und tatsächlich habe ich in diesem Jahr das erste Mal die Kajkager probiert… Aber ich habe in den letzten Jahren auch erst angefangen, Marzipan zu essen. Wahrscheinlich habe ich mich vorher nicht getraut. 😉 Aber sie sind wirklich super lecker, auch wenn sie viel zu süß sind. Hilsen, Chris
Ich finde ihn schön anzuschauen, und ich liebe normalerweise Marzipan, aber die Füllung ist einfach gruselig süß ,deshalb mag ich ihn nur anschaun 😉
Hej Jessica, das stimmt. Die Kajs sind nicht nur süß anzusehen, sondern sie sind auch noch überzuckersüß. Habe ich das im Artikel eigentlich erwähnt? ^^ Der Vorteil: man nimmt nur einen kajkage zum Kaffeetrinken und ist bis nach dem Abendbrot satt. 😉 Kærlig hilsen, Chris