Momentan macht eine junge Schwedin von sich Reden, die freitags die Schule schwänzt, um gegen den Klimawandel zu protestieren. Die Rede ist von Greta Thunberg und ihrer Bewegung „Fridays for Future“. Der haben sich inzwischen auch viele Schüler in Deutschland angeschlossen. Ich selbst finde den Enthusiasmus von Greta Thunberg bemerkenswert. Die 16-Jährige hat schon vor EU und UN gesprochen und meint selbst: Wenn die „Großen“ schon nichts machen, muss ich selbst aktiv werden.
So etwas ähnliches dachte ich mir während meines letzten Dänemarkurlaubs auch, als ich über die Düne zum Strand gelaufen bin. Im Strandgras flatterte eine verfangene Chipstüte im Wind, ein paar Schritte weiter lag eine leere und leicht verrostete Dose im Sand, etwas weiter ein weitestgehend leerer Kanister. Es hatten sich nur etwas Regenwasser und Sand darin gesammelt.
Je näher ich Richtung Meer kam, umso maritimer wurden die Fundstücke. Ein orangenes Schiffstau aus Kunststoff, ein Fischernetz und überall kleine weiße Klumpen. Wie ich später rausfinden sollte, handelte es sich dabei um Paraffin. Also Wachs, das für Kerzen oder hochrein auch für Medikamente oder Kosmetik verwendet wird. Diese weißen Klumpen gelangen in die Nordsee, wenn Schiffe, die Paraffin transportieren, auf hoher See ihre Tanks reinigen. Das dürfen sie außerhalb der 12-Meilen-Zone sogar ganz legal.
Ein Tropfen auf dem heißen Stein?
Aber zurück zum Strand. Ich ärgerte mich über den vielen Unrat, der hier und da, zwischen Steinen, Muscheln und Sand einfach überall herumlag. Und so machte ich es mir zur Aufgabe, bei jedem Strandbesuch einfach ein paar Dinge wegzuräumen. An vielen markierten Dünenübergängen gibt es in Dänemark Mülleimer, hinzu kommen große Kisten für „Strandingsaffald“, also genau jene Überbleibsel der Schifffahrt.
Natürlich spült jede Flut wieder neuen Unrat an und jeder Sturm peitscht die Plastik-Stücke über Strand und Dünen. Es scheint sprichwörtlich ein Kampf gegen Windmühlen zu sein. Klar, angesichts der Verschmutzung der Weltmeere, der Millionen von Tonnen Plastikmüll, die in den Ozeanen schwimmen, sind ein paar vom Strand entfernte Tüten oder Verpackungen ein Witz. Damit werden ich das Müllproblem der Meere nicht lösen.
Aber irgendwie beschleicht mich bei all dem Unrat ein Verantwortungsgefühl. Schließlich genieße ich die Zeit an der dänischen Nordseeküste und nehme so viel Energie von dort mit. Nicht nur, dass mich der Müll selbst stört, es ist auch die Tatsache, dass er einfach nicht hier hin gehört (wie in die Natur überhaupt). Wenn ich dann also ein bisschen was vom Müll wegräume, werde ich das Mikroplastikproblem vielleicht nicht lösen, aber ich geben dem Strand ein wenig von der Schönheit wieder, die er eigentlich besitzen sollte. Eine gewisse Form des Unbelasteten, so wie es sein sollte. Dabei bin ich mir mit jedem Stück Müll, das im Mülleimer landet, bewusst, dass das nur ein ganz kleiner Beitrag ist. Aber es ist immerhin ein kleiner, winzig kleiner Beitrag.
Der schöne Müll
Beim Schreiben dieses Artikels bin ich noch auf einen ganz anderen Aspekt des Strandmülls gestoßen. Es gibt nämlich eine Sorte von Müll, die die meisten Urlauber lieben und ihn mit großem Engagement suchen und nach Hause tragen. Kaum vorstellbar, oder?
Die Rede ist von Seeglas, von den kleinen, durch die Gezeiten geschliffenen Glasscherben, die eines Tages ganz rau zwischen den kleinen Steinen am Strand liegen. Ohne Zweifel ist das Seeglas wunderschön und auch ich freue mich jedes Mal, wenn ich ein Stück gefunden haben. Schnell verschwindet es dann in der Jackentasche. Im Grunde seiner Sache ist es allerdings auch nur Müll.
Und wenn man schon so viel Zeit und Geduld dafür aufwendet, diesen schönen Müll zu suchen und „abzutransportieren“, dann sollte es ja kein Problem sein, auf dem Rückweg ins Ferienhaus oder wann auch immer einfach etwas unschönen Müll aufzusammeln und in die Tonne oder Kiste zu werfen. So wird er wieder etwas schöner, unser strahlend weißer Sandstrand.
Hi Chris,
in den letzten Jahren hat man vermehrt immer wieder festgestellt, das die Einheimischen und auch Urlauber wie von selbst Müll sammeln und in die Kisten/Mülleimer werfen. Dieses „Einfach mal machen“ ist so ansteckend das man es einfach auch macht. Sicher gibt es immer die ein oder anderen denen das egal ist, aber gefühlt ist dieses Umdenken so präsent, das in den Regionen in denen wir unterwegs sind, viel weniger Müll am Strand liegt.
Grüße
Sascha
Hej Sascha,
Danke für deinen Kommentar. Insgesamt ist das Bewusstsein schon echt größer geworden. Teilweise ist es auch krass (und spannend) was man da so alles an Müll findet. Gerade bei Lebensmittelverpackungen lässt sich ja sehen, woher er wohl kommt. Niederlande, Großbritannien, Deutschland… alles schon dabei gewesen. Die Strömung trägt den Müll eben weit weg. Wenn jetzt nur noch das Bewusstsein wachsen würde, dass man nicht durch die Dünen rennen sollte… oder sie als Rutschbahn benutzt. Naja… man muss noch Träume haben.
Beste Grüße
Chris