Gerade sind die Weihnachtsfeiertage vorbei, bei denen man viel Zeit mit der Familie verbracht hat, da steht schon der Jahreswechsel an. Den feiern die Dänen natürlich auch und sie verbringen den nytårsaften meist mit vielen Freunden. Dabei gibt es die ein oder andere Tradition, die ich euch heute vorstellen möchte. So könnt ihr euch auch ein Stück Dänemark in der Silvesternacht nach Hause holen.
Gud bevare Danmark – Die Neujahrsansprache des Königs
Der Silvesterabend beginnt für viele um 18 Uhr mit der traditionellen Neujahrsansprache des Königs. Jede vierte Dänin und jeder vierte Däne soll Kong Frederik dann zuhören. Schließlich ist es der einzige Anlass im Laufe des Jahres, bei dem sich der König an alle Dänen wendet. Weil die Dänen ihr Königshaus und ihr Land lieben, ist die Neujahrsansprache so beliebt. Übertragen wird die Rede übrigens live aus Schloss Amalienborg beim öffentlich-rechtlichen Sender DR1 und bei TV2.
Die Reden von Dronning Margrethe dauerten früher in der Regel etwas mehr als zehn Minuten. Sie zog Bilanz des vergangenen Jahres und blickt auf royale Ereignisse voraus. Auch wenn sich die Monarchie üblicherweise nicht in die politischen Regierungsgeschäfte einmischen sollte, enthält die Rede meist moralische Appelle, aus denen sich politische Standpunkte ableiten lassen. Dabei scheute sich Margrethe II. auch nicht vor der internationalen Politik und beklagte in ihren Reden Kriege und Leid.
Die Neujahrsansprache endet dann traditionell mit Danksagungen und den Worten „Gud bevare Danmark“, also Gott bewahre Dänemark. Einige Dänen sollen sogar Wetten abschließen, welche Worte die Königin verwenden wird. 1984 prägte sie sogar einen Ausdruck, der im Dänischen bis dahin gar nicht geläufig war. Sie kritisierte das Verhalten einiger Landsleute gegenüber Einwanderern als „dumsmart“ (dummdreist).
Konfetti, Schlips und Kransekage
Nach der Rede ist der offizielle Teil erst einmal vorbei. Obwohl viele Dänen zu Hause mit Freunden feiern, machen sie sich trotzdem so richtig schick und ziehen gern mal ein Kleid oder einen Anzug an. Im Kontrast dazu dürfen Partyhüte, Konfetti und Luftschlangen (häufig) nicht fehlen.
Doch was essen die Dänen an Silvester? Laut einer Umfrage liegen saftige Steaks ganz vorn, danach kommen Raclette und Fondue. Auch beliebt: Schalentiere und Fisch. Traditionell wird in Jütland ein so genannter Silvesterdorsch mit Senfsoße und Kartoffeln gegessen. In anderen Regionen gibt es Schweinebraten mit karamellisierten Kartoffeln und Grünkohl. Erweitert wird das Menü mit einer beliebigen Vorspeise und einem Dessert.
Zum Abendessen wird auch gern der dänische Nationalschnaps Akvavit getrunken. Es handelt sich um einen Branntwein, der unter anderm mit Kümmel hergestellt wird. Als Dänemark-Fan wirst du ihn sicher kennen.
Ein anderer Leckerbissen ist hingegen Pflicht. Der Kransekage wird zum eigentlichen Jahreswechsel um Mitternacht verspeist. Das Gebäck besteht zu großen Teilen aus Marzipan. Eine super Gelegenheit von Weihnachten übrig gebliebenes Marzipanbrot zu verarbeiten. Ein Rezept für Kransekage findest du hier im Blog.
„Samme procedure som hvert år“
Zwischen dem Essen und Mitternacht wird auf dänischen Silvesterpartys gern getanzt. Ebenso beliebt sind Gesellschaftsspiele. Doch es gibt auch eine Tradition, die vielen Deutschen sehr bekannt sein sollte.
Es geht um Miss Sophie und ihren Geburtstag und um den angeheiterten Butler James. Klar, die Rede ist von „Dinner for One“. Die Dänen haben aber einen anderen Titel für den Sketch. Dort läuft er kurz vor Mitternacht als der „90 års fødselsdagen“, also einfach nur der 90. Geburtstag. Alles andere bleibt gleich. Der Sketch ist in englischer Sprache, es geht um die „samme procedure“ wie „every year“ und am Ende wird James mit der guten Miss Sophie noch aufs Zimmer gehen. Skål!
Spring ins neue Jahr. Oder in die Nordsee.
Wenn sich Miss Sophie und James um zirka 23.55 Uhr zum Stelldichein verabschiedet haben, wird im dänischen Fernsehen live nach Kopenhagen geschaltet. Von dort wird die Kopenhagener Rathausuhr übertragen (Københavner Rådhusklokker), mit der das neue Jahr sprichwörtlich eingeläutet wird. Kurz vor 0 Uhr steigen schließlich viele Dänen auf einen Stuhl und springen mit dem zwölften Schlag der Uhr ins neue Jahr. Da kann man nur hoffen, dass vorher nicht allzu viel Akvavit im Spiel war. Nun wird der Kransekage angeschnitten und es wird mit Sekt angestoßen, der übrigens tysk champagne heißt, also deutscher Champagner. Danach werden Raketen und Böller gezündet.
Wenn dir der Sprung vom Stuhl nicht aufregend genug ist und du den Jahreswechsel in Dänemark verbringst, kannst du auch in die Nordsee springen. Seit 2013 findet in Søndervig jährlich das „Vinterbadefestival“ statt. Bis zu 1.500 Unerschrockene springen am Silvestertag in die (eis)kalte Nordsee und werden anschließend mit Champagner, Kransekage und Austern belohnt. Während Winterbaden früher als „Rentnersport“ verschrieen war, wagen sich immer mehr junge Leute in die kühle See.
Und nun hab einen schönen Silvesterabend, lass dir den Kransekage schmecken und godt nytår!
Tipps für Silvester in Dänemark
Noch mehr Infos darüber, wie du Silvester in Dänemark feiern kannst und wichtige Regeln findest du hier: