In den großen Glasscheiben des Künstlerhauses spiegelt sich der Fjordhafen von Hvide Sande. Die Rispen der Schilfrohre wiegen im Wind, gleich dahinter liegen dutzende Fischerboote dicht an den Holzstegen. Es ist ein ruhiger Nachmittag im September, als wir Birte Petersen in der Hütte am Gammelhavn 9 treffen. Die dänische Grafik-Künstlerin steht an einem Tisch neben ihrer Druckerpresse, auf dem zahlreiche Metallplatten gestapelt sind. Birte ist eine von 14 Künstlern, die im Jahr 2019 im Künstlerhaus „ART 56“ wohnen durften. Für jeweils zwei Wochen leben und arbeiten dänische und internationale Künstler in der 50 Quadratmeter großen Holzhütte. Besuche sind nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht.
Birte Petersen freut sich, als wir das kleine Atelier im Künstlerhaus betreten. Sie bearbeitet gerade eine Kupferplatte, auf der ihr Kunstwerk entsteht, bevor sie sie auf Papier druckt. Auf dem großen Rollwagen, eine Ebene unter der Arbeitsfläche, liegen bereits fertige Platten. In den Kupferschimmer sind die Umrisse von Gesichtern zu erkennen. Birthe erzählt, dass sie das Kupfer mit Säure behandelt. Das mache man in der Aquatinta-Technik so. Vereinfacht gesagt, ätzt sie die Linien und Flächen weg, in denen später die Druckfarbe haften bleiben soll. Je öfter sie diesen Vorgang an bestimmten Stellen wiederholt, umso kräftiger und dunkler wird der Druck.
„Ich bin zwar keine Malerin, aber die Natur hier inspiriert mich sehr“
Seit 2012 hat Birthe eine eigene Grafikwerkstatt in Middelfart auf der Insel Fünen. Bis zu ihrer Pensionierung hat als Lehrerin gearbeitet. Das grafische Handwerk hat die Dänin an Kunstschulen in Assens, Aarhus, Holbæk und auf Fynen gelernt. Besonders fasziniert ist sie von Schwarz/Weiß-Grafiken. Doch wie hat ihr die Zeit im Künstlerhaus gefallen? Das und noch mehr habe ich die Künstlerin in einem kurzen Interview gefragt.
klitly: Wie kam es, dass du in das Künstlerhaus eingeladen wurdest?
Birte Petersen: Ich habe mich beworben und es gibt viele, die sich wünschen hier zu arbeiten. Aber nicht alle bekommen die Möglichkeit. Ich hatte Glück und war jetzt 14 Tage hier. Im November letzten Jahres habe ich mich beworben und habe Weihnachten die Zusage bekommen.
Wie ist es denn für dich, hier zu arbeiten?
Ich bin zwar keine Malerin, aber die Natur hier inspiriert mich sehr. Meine Eindrücke in Hvide Sande kommen vielleicht nicht sofort zum Ausdruck. Aber es kann sein, dass ich später ein paar Bilder mache, auf denen einige von den Fischern hier zu sehen sind.
Du arbeitest viel mit dem Motiv „Mensch“, oder?
Man kann sagen, dass es mein Gebiet ist.
Und was inspiriert dich an Menschen?
Wenn ich reise und Menschen sehe, die ich interessant finde, dann sammeln sich die Eindrücke in meinem Kopf. Das ist die ganze Phantasie und Inspiration.
Was ist dein bedeutendster Eindruck hier in Hvide Sande?
Ich bin am Meer gewesen, als es gestürmt hat. Die großen Wellen waren schon sehr eindrucksvoll.
Bist du traurig, dass deine Zeit morgen schon vorbei ist?
Ach ich finde es ganz schön, dass ich wieder nach Hause fahren kann. Trotzdem ist es hier eine ganz schöne Zeit gewesen, in der ich viele Bilder gemacht habe. Das ist gut.
Haben dich viele Menschen besucht?
Es waren schon einige Leute, die mich hier besucht haben. Es gab aber auch mal einen Tag, an dem wegen des Wetters keiner gekommen ist.
Wie war das Leben hier?
Es ist sehr schön hier. Die Fischer waren auch sehr nett. Sie sind gekommen und fragten mich, ob ich gern Fisch möchte. Einer von ihnen kam zu mir und gab mir vier Fische. Ich habe sie selbst ausgenommen und zubereitet.
Vielen Dank für das Interview.