Es ist kurz vor 10 Uhr morgens und der Nieselregen legt sich als dünner Film auf die Glasdächer der Kopenhagener Markthallen im Stadtteil Nørrebro. Die meisten Stände sind noch geschlossen, ein paar Gitter sind halb geöffnet. Dahinter schneiden Mitarbeiter Kräuter, platzieren Früchte und legen fangfrischen Fisch auf das Eis. Nur am Eingang von Halle 1 herrscht schon sanfter Trubel.
Am Stand von Brioche Dorée – dem goldenen Brioche – duftet es nach frischem Kaffee und warmen Croissants. An kleinen Tischen frühstücken Geschäftsleute, Touristen und jene, die einen hyggeligen Morgen bevorzugen. Der Tag in Kopenhagens Speisekammer, wie sich die Torvehaller selbst bezeichnen, beginnt.
Eine kulinarische Weltreise
Nach und nach gehen die Lichter an über 60 Ständen an. Bäckereien, Fleischer, Gewürz- und Teeläden, Stände mit Obst und Gemüse aus Dänemark und aller Welt, frischer Fisch und warme Grütze, Wein, Tapas, Sushi, griechische und französische Spezialitäten, Eis, Schokolade und natürliche Smørrebrod – kulinarisch lassen die Händler kaum einen Wunsch offen. Auch die Marktstände an sich sind echte Schönheiten. Mal ist es das aufgeräumte Kühlregal mit handgeschriebenen Schildern, mal sind es stilvolle Körbe in denen das Obst liebevoll zu Pyramiden gestapelt ist. Kaum haben sich Besucher an einem Stand satt gesehen, lockt der Duft des nächsten Standes weiter durch die Halle.
Es fällt auf, dass die Händler ihren Kunden überall ein freundliches Lächeln zuwerfen. Unschlüssige werden kurzerhand zur Verkostung eingeladen und ganz persönlich über das Geheimnis der Produkte informiert – auf Dänisch, Englisch und teilweise auch Deutsch. Manchmal ist es sogar eine Mischung aus allen drei Sprachen. Am Ende geht es doch sowieso nur um den Geschmack. Überall gibt es etwas zu entdecken. Beim Messerschleifer werden Klingen gewetzt, große Glasscheiben gewähren Einblicke in die Kühlkammer von Schlachter Lund und beim Kinesiske Købmand findet man Peking auf nur 15 Quadratmetern.
Eindrucksvoll ist, dass in den Torvehaller besonders viel Wert auf Handwerk und Qualität gelegt wird. Das merken Besucher bereits daran, dass hier viele Dinge in Handarbeit entstehen. Auf einem großen Holzblock zerlegt ein Fleischer Kalb, anderswo werden Kartoffeln geschält, frische Fischfrikadellen gebraten und irgendwo schneidet jemand Serano-Schinken vom Stück. Die Lebensmittel kommen hier offensichtlich nicht aus der eingeschweißten Packung oder werden nicht vorbereitet aus Kartons geholt und nur noch hübsch präsentiert. Stattdessen macht sich der Eindruck breit, dass die Händler viel Wert auf ihr Handwerk legen. Das macht einen Besuch in den Markthallen auch besonders eindrucksvoll.
Zeit für eine dänische Brotzeit – eine Smørrebrødzeit
Genauso ist das auch bei Hallernes Smørrebrød. Gleich ein halbes Dutzend Mitarbeiter schmieren und belegen die typisch dänische Delikatesse. An den Vitrinen können sich die Kunden Appetit auf die üppig belegten Brote holen, bei denen man das Weiß- oder Roggenbrot, auf denen der Belag gestapelt wird, oft gar nicht mehr sehen kann. Bis zu sechs Zutaten werden bei Hallernes Smørrebrød auf einer Scheibe angerichtet. Die Kombinationen ergeben einen raffinierten Geschmack, der sich schon mal von Biss zu Biss verändern kann.
Wir hatten beispielsweise ein weihnachtliches Smørrebrød mit Entenbraten, Rotkohl, Apfel, Mandarine, Backpflaume und Petersilie. Die Butter nicht zu vergessen. Es gibt aber auch Klassiker mit Leberpastete, Lachssalat, Roastbeef, Krabben, Schweinebraten, Tatar, Ei oder Kaviar. Bei so viel Auswahl fällt die Entscheidung für ein Smørrebrød wirklich schwer. Die Brote sind allerdings kein Schnäppchen: je nach Belag kosten sie zwischen 58 und 125 DKK (zwischen 7,80 und 16,70 Euro). Allerdings lohnt es sich und man muss sich ja auch mal etwas gönnen. 😉
Immer der Nase nach
So ein Smørrebrød kann ganz schön satt machen – dabei gibt es noch so viel mehr zu entdecken und verspeisen. Wer sich in die Torvehaller verirrt, sollte auf jeden Fall mit einem leeren Magen kommen. Wir lassen uns noch von einem Glas leckerster Sanddorn-Marmelade überreden, ohne daran zu denken, dass wir ja mit dem Flugzeug nach Kopenhagen gereist sind. Ein paar Tage später müssen wir dieses Glas leider an der Gepäckkontrolle zurücklassen. So schade.
Was für ein Glück, dass wir die noch pfannenwarmen Fischfrikadelle gleich vor Ort verspeist haben. Die lassen sich natürlich schlecht mit Heim nehmen und sind frisch ohnehin am leckersten.
So konnten wir nach wirklich inspirierenden und appetitlichen Stunden gut gestärkt unseren Kopenhagen-Trip fortsetzen. Ein Besuch in der Torvehaller ersetzt locker jedes Hotel-Frühstücksbuffett und ist an Auswahl kaum zu schlagen. Aber auch zu jeder anderen Tageszeit gibt es hier viel zu probieren und entdecken.
Informationen zur Torvehaller Kopenhagen
Montag – Donnerstag 10-19 Uhr, Freitag 10-20 Uhr, Samstag/Sonntag 10-18 Uhr
Frühstück ab 7 Uhr (Wochenende ab 8 Uhr)
Frederiksborggade 21, 1362 København
Metro-Station Nørreport oder Zug-Bahnhof Nørreport St.