An jedem 5. Juni ist in Dänemark Grundlovsdag. Einen Nationalfeiertag, der eigentlich keiner ist. Trotzdem weht dann an jedem Fahnenmast stolz der Dannebrog. Gleichzeitig ist noch Fars Dag, also Vatertag. Das lässt ein paar Fragen offen: Warum hat Dänemark keinen richtigen Nationalfeiertag? Und wieso passt der dänische Vatertag ganz gut zum halben Feiertag? Das hat mich brennend interessiert und deshalb habe ich mich auf Spurensuche begeben. Hier sind die Antworten.
Grundlovsdag – Ein Tag für die Verfassung
Zunächst zum politischen Teil. Das Grundgesetz heißt in Dänemark Grundlov und wurde am 5. Juni 1849 eingeführt. Schon in den ersten Jahren nach dessen Inkrafttreten wurde der Jahrestag als besonderer, national gefeierter Tag begangen. Die Dänen hatten auch allen Grund dazu, denn beim Grundlov handelt es sich um eine der ältesten noch bestehenden und demokratischen Verfassungen in ganz Europa.
So ist der Grundlovstag schon seit jeher vor allem politisch geprägt. Früher veröffentlichten Zeitungen beispielsweise Gedichte über Freiheit und Recht und die demokratischen Parteien hielten gemeinsame Veranstaltungen ab. Zwischen zahlreichen Dannebrog-Flaggen wurden Reden auf den König, das Grundgesetz und das Vaterland gehalten. Wenn der politische Teil vorüber war, wurde meist noch Alkohol ausgeschenkt und bis in die Nacht getanzt. Von diesem Volksfest-Charakter ist heute allerdings nicht mehr viel übrig geblieben. Inzwischen halten die Parteien eigene Veranstaltungen ab, sprechen über die aktuelle politische Situation und nutzen die Gelegenheit auch als Wahlkampfveranstaltungen.
Grundloven – Die dänische Verfassung
Das dänische Grundgesetz geht auf das Jahr 1849 zurück. Es wurde von König Christian VIII. initiiert. Nach dessen Tod vollendete sein Sohn Frederik VII. das Grundlov. Es beschreibt die Grundregeln der dänischen Demokratie. Ursprünglich hatte das Grundlov 100 Paragraphen, heute sind es nur noch 89. Die Verfassung wurde insgesamt vier Mal geändert, zuletzt 1953. Für eine Änderung des Grundlov ist eine Volksabstimmung notwendig. Mindestens 40 Prozent der Dänen müssten für die Änderung stimmen.
Mit einer solchen Verfassungsänderung erhielten dänische Frauen im Jahr 1915 das Wahlrecht. Der erste Paragraph der Verfassung lautet übrigens: „Diese Verfassung gilt für alle Teile des Königreichs Dänemark.“ Die ersten Kapitel handeln vom Königshaus und dem Parlament (Folketing) in Kopenhagen. Erst in Paragraph 74 steht: „Die persönliche Freiheit ist unantastbar.“
Der Grundlovsdag ist kein freier Tag
Heute wird der Grundlovsdag als Festtag der Demokratie verstanden. Trotzdem tun sich viele Däninnen und Dänen etwas schwer mit diesem Tag. Zum einen, weil der 5. Juni kein offizieller Feiertag ist. Das heißt, dass es sich offiziell um einen Arbeitstag handelt. Nur zwischen 1891 bis 1975 war es ein halber freier Tag. Heute bleiben am Grundlovsdag vor allem öffentliche Einrichtungen geschlossen, auch viele Geschäfte schließen eher als üblich.
Ein anderer Grund, warum viele Dänen im Grundlovsdag kein besonderes Ereignis sehen ist, dass es keine besonderen Traditionen für diesen Tag gibt. So gebe es wie an vielen anderen Feiertagen auch kein besonderes Essen, welches die Familie an einen Tisch bringt, meint die Traditionsforscherin der Königlichen Bibliothek, Caroline Nyvang. „Am Festtag der Demokratie treffen wir uns nur zu politischen Reden. Das reicht meiner Meinung nach nicht aus“, erklärt Nyvang in einem Interview mit dem DR.
Stattdessen der fars dag?
Seit 1935 feiert Dänemark ebenfalls am 5. Juni fars dag, also Vatertag. Eine Tradition, die grundsätzlich aus den USA nach Europa und so auch nach Skandinavien gekommen ist. Soll der Vatertag also die fehlenden Traditionen am Grundlovsdag ersetzen? Nicht wirklich, denn die beiden Anlässe haben erst einmal nichts miteinander zu tun. Trotzdem gibt es aber einen guten Grund, warum beide Tage auf ein Datum fallen.
Die meisten Kinder haben am 5. Juni nämlich keine Schule. Viele Eltern haben dann auch frei oder müssen nur einen halben Tag lang arbeiten. Somit haben die Eltern freie Zeit, die sie liebend gern mit ihrer Familie verbringen. So können die Kinder etwas mit ihren Vätern unternehmen oder sie bereiten eine Überraschung für far vor.
Hat nicht geklappt: Die Verschiebung des Vatertags
Übrigens wollte ein Komitee nordischer Händler den Fars Dag einmal verschieben. Er sollte ein halbes Jahr nach dem Muttertag stattfinden, nämlich am zweiten Sonntag im November. Der Hintergrundgedanke war, dass so etwas Geld im sonst eher verkaufsschwachen Spätherbst in die Kassen der Händler kommt. Dummerweise hat das Komitee der nordischen Händler vergessen, die dänische Bevölkerung darüber zu informieren und so blieb es beim 5. Juni. In Schweden hat der Wechsel allerdings geklappt, hier ist Vatertag am 2. Sonntag im November.